Der Verein Hafenbahn Neustrelitz e.V.
Zu Beginn des Jahres 2000 reifte bei einigen Eisenbahnenthusiasten aus Neustrelitz der Gedanke, zum weiteren Betrieb der Hafenbahn einen Verein zu gründen. Die notwendige Anzahl von
Gründungsmitgliedern war schnell zusammen: am 20.02.2000 fand in der Inselgaststätte „Helgoland“ – also in unmittelbarer Nähe zu den Gleisen der Hafenbahn – die Gründungsversammlung statt. Das
Interesse am neuen Verein war groß – der Mitgliederbestand startete sofort mit 15 Eisenbahnfreunden. In der Satzung wurde die Traditionspflege und die Förderung der Hafenbahn als Zweck des Vereins
festgeschrieben. Mit der Verwirklichung dieses Ziels startete der Verein sofort „von 0 auf 100“:
08.04.2000 Erste Begleitung einer Sonderfahrt auf der Hafenbahn (Verein Lübecker Verkehrsfreunde VLV: Fahrt Lübeck – Feldberg – „Helgoland“ – Lübeck mit Dampflok 52 8029 von „Hei Na
Ganzlin“ Röbel/Müritz)
11.04.2000 Eintragung des Vereins mit dem Namen „Hafenbahn Neustrelitz (HBN)“ in das Vereinsregister beim Amtsgericht Neustrelitz
16.04.2000 Erste eigenständig organisierte Sonderfahrt anlässlich des Stadtfestes „Osterfrühling 2000“ (6 Pendelfahrten mit VT 772 110 – gleichzeitig Besuch eines
Fotogüterzuges mit 52 8029 im Rahmen des Plandampfes „Prignitz“)
08.06.2000 Aufnahme der Verhandlungen mit der DB Netz AG zur Übernahme der Strecke durch den Verein
Juni 2000 Kontaktaufnahme zum DB-Museum zwecks Erwerb des in Neustrelitz abgestellten VT 772 001 + 972 601
2002 Kauf der Strecke durch den Verein; Eröffnung des sanierten Stadthafens
2003 Anmietung des Museumstriebwagens 172 001 / 601 von DG Museum Nürnberg
2007 bis Gütertarifstelle der DB Cargo an der Useriner Straße (ehemalige
2009 Baustoffversorgung)
2010 Neubaugleis in der Useriner Straße (Stadt)
Dezember 2012 Erstmals "Planverkehr mit Reisezügen" auf der Hafenbahn. Wegen Brückenbauarbeiten fahren die Reisezüge von Mirow bis zum Haltepunkt Schlossgarten.
(ähnliche Aktionen auch im März 2013 und September 2015)
2016 Umschlag von 40.500 t Güter (38.500 / 2.000 t Splitte / Holz) auf der Ladestraße der Hafenbahn (Deutsche Asphalt).
2017 Kauf des Ringlokschuppens (ehemaliges Bahnbetriebswerk Neustrelitz) durch den Verein HBN.
Die Verhandlungen mit der DB Netz AG waren von Erfolg gekrönt: Seit dem 01.02.2001 ist die HBN im Besitz der Bahnanlagen der Hafenbahn Neustrelitz ab km 1,2 bis km 4,6 in der Zierker Nebenstraße. Die „Erlaubnis zur Aufnahme des Betriebes“ wurde der HBN am 11.05.2001 durch den Landesbevollmächtigten für Bahnaufsicht erteilt. Damit ist der Hafenbahnverein in der Lage, das Betriebsgeschehen auf dem Gleis selbst zu organisieren und zu bestimmen. Auch die Verantwortung für die betriebs- und verkehrssichere Erhaltung der Bahnanlagen wird jetzt durch die HBN wahrgenommen.
Bahnhof Neustrelitz Süd, 21.12.2000
Am 28.05.2000 fuhren die letzten Regionalbahnen der OME zwischen Neustrelitz Süd und Feldberg – das Land Mecklenburg-Vorpommern hat die Züge nicht mehr bestellt. Nach zwei Sonderfahrten am 05.08.2000
durch die Prignitzer Eisenbahn GmbH (PEG) sowie am 02.09.2000 durch die OME – im Auftrag der HBN – wurde als „krönender Abschluss“ am 21.12.2000 das 90-jährige Jubiläum der Strecke Thurow – Feldberg
und damit der durchgehenden Verbindung zwischen Neustrelitz und Feldberg gefeiert. Im Auftrag der OME und organisatorisch unterstützt durch den Hafenbahnverein befuhren insgesamt 3 Triebwagenpaare
des OME-Talent sowie 2 dampfokbespannte Zugpaare (52 8029 mit DR-Reko- und historischen Eilzugwagen des „Eisenbahnkuriers“) die Strecke.
Bei strahlendem Winterwetter – nur der Schnee fehlte – wurden auf der landschaftlich reizvollen Strecke die Schienen noch einmal blank gefahren. Neben den anspruchsvollen Fahrzeugen sorgten einige
betriebliche Besonderheiten für ein interessantes Fahrtprogramm. So gab es Zugkreuzungen zwischen OME-Talent und Dampfzug in Dolgen und an der Awanst (Ausweichanschlussstelle) Hafen; je eines der
o.g. Zugpaare fuhren bis Neustrelitz Schlossgarten. Am Hafenbecken sorgte eine V60 der PEG für die notwendigen Rangiermanöver zum Umsetzen der Dampflok.
Der letzte Dampfzug von Feldberg fuhr dann über die Weichenverbindung zwischen Südbahnhof und der Hauptbahn aus, um ohne Umsetzen die Rückfahrt des Zuges nach Berlin direkt in Richtung Strelitz-Alt zu ermöglichen. Die Ausfahrt erfolgte aus Gleis 3 mit Form-Signalbedienung Hp2. Möglich war dies, da zu diesem Zeitpunkt noch das südliche Verbindungsgleis zum Hbf mit der Weiche 6 (Bedienung vom Stellwerk W1 Hbf) existierte. Diese Verbindung wurde damals planmässig nur beim Umsetzen von Triebfahrzeugen benutzt. Zugfahrten Richtung Wesenberg erfolgten ohne Streckenblock.
Der Fahrdienstleiter vom Stellwerk „Nz“ konnte in diesem Fall nach Absprache mit dem Fdl B2 vom Hbf und dem Erhalt der blockelektrischen Schlüssel-Freigabe (von Stellwerk W1, Hbf) die Ausfahrt mit
Hauptsignal-bedienung durchführen.
Das allerletzte Zugpaar war DNR 80206/7 zwischen Neustrelitz Süd und Feldberg und zurück, das eine Handvoll von Eisenbahnfreunden nutzte. Unmittelbar nach diesem ereignisreichen Tag wurde am
22.12.2000 die Strecke nach Feldberg dauerhaft stillgelegt.
Durch die Streckenstillegung ist es auf dem Neustrelitzer Südbahnhof danach noch stiller geworden. Es verblieben nur noch die zweistündigen RB nach Mirow, die Cargo-Bedienungen zum Hafen und in
Richtung Mirow und Zirtow sowie die Rangierfahrten zur Ladestraße am Gleis 8 (über das Gleis 1 und den Ostkopf am ehem. Stellwerk „No“). Neben dem Gleis 1 wurde nur noch Gleis 2 am Mittelbahnsteig
durch die Mirower Züge genutzt. Auch dies ist nun schon lange Geschichte. Ab dem Jahre 2003 mit der Inbetriebnahme des ESTW erfolgen die Zugfahrten Richtung Mirow und dem Hafen vom Hauptbahnhof über
eine neue Gleisverbindung.
Quelle: Hafenbahn-Express, Verein Hafenbahn Neustrelitz e.V. (HBN), 3. Auflage, 05/2001 Autoren: Frank Brechler, Gerhard Kort ; Alle Rechte bei: Frank Brechler